Tamara und Daniel sind zwei Tauchlehrer aus Protaras in der Nähe aus Ayia Napa.
Tamara kommt aus der Schweiz und hat Architektur studiert.
Daniel kommt aus Zürich, und war lange Zeit gelernter Koch und Offizier in der Schweizer Armee.
Beide sind 2018 nach Zypern ausgewandert und haben im Januar 2020 eine Tauchschule übernommen.
Tamara taucht seit 2017 und hatte ihren ersten Tauchgang auf Zypern.
Daniel taucht seit 2009 und hatte wie Tamara seinen ersten Tauchgang auf Zypern. Anfangs hatte Daniel große Angst vor dem Tauchen, aber ein guter Freund, welcher auch auf Zypern eine Tauchschule hat, hatte ihn dazu überredet.
Wie kam es, dass du Tauchlehrer geworden bist?
Daniel
Nach meinem ersten Auftauchen habe ich zu meinem Freund gesagt, dass ich eines Tages bei ihm arbeiten werde. Das ist dann tatsächlich so gekommen.
Als wir beschlossen haben auszuwandern, haben wir beschlossen bei ihm zu arbeiten. Das haben wir 2 Jahre lang gemacht, bevor wir uns dazu entschlossen haben, selbstständig zu machen.
Wie kam es dazu, dass ihr euch für Zypern entschieden habt?
Daniel
Ich bin seitdem ich 6 bin regelmäßig nach Zypern gekommen.
Meine Mutter und ich sind jedes Jahr hierhergekommen und ich habe mich wirklich in diese Insel verliebt. Meine Mutter wollte schon immer nach Zypern auswandern. Aber das hat leider nie funktioniert.
Über die Kontakte, die ich aus meinen ganzen Besuchen habe, hat es sich ergeben, dass es für uns funktioniert hat.
Das Zweite, was mich überzeugt hat nach Zypern zu kommen, war der Gedanke, dass ich eine Tauchschule im Mittelmeer haben möchte.
Meiner Meinung nach wird das Mittelmeer massiv unterschätzt, was seine Schönheit und Besonderheit angehen.
Für uns ist das Ziel den Menschen zu zeigen, dass das Mittelmeer sehr viel mehr zu bieten hat als wir denken, beispielsweise mit Schildkröten. Man muss also gar nicht an andere Meere oder Ozeane, um ein wunderbares Taucherlebnis zu haben. Für uns ist es wichtig, dies mit unserer Tauchschule zu zeigen.
Was sind die schönsten Orte zum Tauchen? Aus meiner Erfahrung sind die schönsten Tauchreviere in den Regionen Paphos und Polis.
Daniel
Ja, da stimme ich dir zu. Die schönsten und auch für die Ausbildung einfachsten Tauchplätze sind in diesen Regionen. Gerade um das Tauchen zu lernen und Schildkröten zu sehen, ist die Region um Protaras herum wunderschön.
Gab es andere Standortvorteile, weswegen ihr euch für Zypern entschieden habt?
Tamara
Der Tourismus spielte dabei einen wesentlichen Faktor, denn wir sind mit unserer Tauchschule vom Tourismus abhängig. Der deutsche Markt ist da unsere Nische.
Deswegen haben wir uns für Ayia Napa als Standort entschieden, weil da die ganzen Hotels sind und unsere Kunden zu uns keinen weiten Weg zurücklegen müssen.
Wie waren die letzten zwei Jahre für euch, in denen der Tourismus weltweit gelitten hat?
Daniel
Für uns war es sehr hart. Das lag bei uns aber nicht daran, dass wir keine Kunden hatten, sondern dass es sehr schwierig war zu planen.
Als die Saison anfing, kam Corona, weswegen wir erst einmal wieder alles dicht gemacht haben. Aber dann kamen auf einmal Buchungsanfragen rein, weil die Schweiz wieder aufging und nur Zypern noch offen war. Dann wurden wir überrannt und haben die ganzen Mitarbeiter hergeholt.
Als nächstes hieß es dann, dass die Schweizer nicht mehr kommen können. Unsere Mitarbeiter wollten dann auch wieder gehen, aber dann kamen auf einmal Deutsche rein und wir mussten innerhalb von einer Woche wieder neue Mitarbeiter organisieren.
Was ist das Highlight, wenn man hier auf Zypern tauchen geht?
Daniel
Das sind auf jeden Fall seit Corona die Schildkröten. Ich habe das noch nie erlebt, dass du ins Wasser springen kannst und du zum Teil acht Schildkröten um dich herum hast.
Die kommen auch sehr nah an einen heran, was ein absolutes Highlight ist. Wir achten natürlich darauf, dass wir behutsam tauchen und sie nicht anfassen.
Etwas ganz Wichtiges ist, dass wir hier auf Zypern die ganze Saison durch perfekte Bedingungen haben, um das Tauchen anzufangen. Wir haben während der Saison eigentlich jeden Tag Sichtweiten von 20 bis 40 Metern.
Als wir zuvor in Thailand gearbeitet haben, waren wir von 15 bis 20 Metern Sichtweite begeistert. Bei uns hier auf Zypern, sind dagegen 15 Meter schon eine ziemlich trübe Sicht.
Das ist für das Lernen von großem Vorteil, weil man sich dann voll und ganz auf das Lernen konzentrieren kann, gerade wenn Menschen ein bisschen Angst haben.
Was gibt es denn für echte Profitaucher hier zu entdecken?
Tamara
Das schöne hier auf Zypern ist, dass die Unterwasserwelt sehr vielfältig ist. Wir haben mehrere Wracks, das bekannteste ist die Zenobia. Das ist eines der top fünf Wracks weltweit. Man kann es gar nicht mit Worten beschreiben, wie massiv und beeindruckend dieses Wrack ist.
Wir haben nicht nur die Zenobia, sondern auch viele andere Wracks und auch tiefere Tauchplätze, für Taucher, die nach einer größeren Herausforderung suchen.
Damit können wir auch eine ganze Woche Tauchurlaub füllen, mit verschiedenen Tauchplätzen und verschiedenen Erfahrungen.
Das ist das Coole, was viele nicht kennen. Zypern hat also noch sehr viel mehr zu bieten.
Daniel
Die neuste Attraktion seit letztem Jahr ist das MUSAN, ein Unterwassermuseum bei Ayia Napa. Das wurde von Jason deCaires Taylor gebaut. Er hat bereits in Mexiko ein sehr bekanntes Unterwassermuseum gebaut, sowie auf Lanzarote.
Hier ist es das Ziel, dass es Umweltfreundlich gebaut ist. Es ist also in erster Linie für die Unterwasserwelt gebaut. Also nicht für die Taucher, sondern um ein Schutzgebiet für die Fische und die Unterwasserwelt zu bieten.
Da wurde über umweltfreundlichen Beton auf alles geachtet.
Es ist aber auch für uns Taucher sehr interessant und nur auf einer Tiefe von 10 Metern, wo man auch mit dem ersten Tauchschein hinkommt. Es ist gerade sehr spannend, zu sehen, wie schnell sich das Leben dort ausbreitet. Wir haben dort auch schon Schildkröten und Tintenfische gesehen.
Wie viele Tauchgebiete gibt es denn allein in Ayia Napa?
Daniel
Das ist schwer zu sagen, denn eigentlich kannst du überall reinspringen. Das ist wirklich das Coole hier in Zypern. Wir fahren auch manchmal einfach die Küste entlang und gehen an einer Stelle, wo man einen guten Zugang hat, ins Wasser.
Ich würde aber sagen, dass wir allein in der Ayia Napa Region ca. 15 bis 20 Tauchplätze haben, wo wir anfangen können.
Was haben eure Familien und eure Freunde zu eurer Auswanderung gesagt?
Tamara
Viele meiner Freunde haben gesagt, dass es sehr mutig ist diesen Schritt zu gehen. Aber mir persönlich kam das nie so vor. Es hat für mich einfach alles so gepasst. Es war für mich jetzt kein Risiko. Wenn alles schiefgegangen wäre, hätte ich auch immer in die Schweiz zurückgekonnt.
Auch meine Familie hat da nicht viel zu gesagt. Meine Eltern haben mich sehr selbstständig erzogen und haben mich in allem unterstützt.
Daniel
Ich komme aus einer Auswandererfamilie. Meine Großmutter, meine Mutter, und mein Stiefvater leben bereits in Thailand. Von daher waren alle sehr unterstützend.
Auch mein Vater, der noch in der Schweiz lebt, hat mich darin unterstützt.
War es für euch auch eine Option, in den besetzten Teil der Insel zu gehen?
Daniel
Nein, das war es für uns eigentlich nie. Ich bin damit aufgewachsen, nach Zypern zu gehen und habe viele persönliche Geschichten von der Invasion gehört.
Ich wurde auch so erzogen, dass Zypern Zypern ist, und der andere Teil ist illegal besetztes Gebiet. Wir wollten auch in der EU bleiben, denn wenn irgendetwas ist, ist es hier auch viel sicherer.
Was waren für euch Herausforderungen, als ihr die Tauchschule übernommen habt?
Daniel
Der größte Vorteil war der Name, denn es heißt „Cyprus-Diving-Center“. Deswegen wollten wir die Tauchschule unbedingt.
Die Herausforderung war, mitrelativ wenig Startkapital unsere ganzen Ideen umzusetzen. Da sind wir bis heute auch noch dran, weil uns Corona noch zurückgeworfen hat.
Ansonsten auf Zypern betrachtet kann man sagen, dass alles einfach sehr einfach ist. Als es um Formulare oder anderes ging, war alles kein Problem. Bei uns ist es so, dass alles von Anfang an läuft.
Gibt es etwas für euch, was aus unternehmerischer Sicht noch besser laufen könnte?
Daniel
Die Tauchschulen könnten untereinander noch ein bisschen besser kooperieren. Das funktioniert bislang noch nicht sehr gut.
Wir finden auch, dass die Saisons hier zu kurz sind. Im Winter ist hier alles zu, obwohl es zum Tauchen wunderschön ist. Das ist für uns ein bisschen schade.
Tamara
Wir bekommen sogar viele Anfragen für den Winter, aber alle Hotels sind geschlossen und wir haben keine Orte, wo wir die Leute unterbringen können. Dann sind auch alle Restaurants zu, weswegen es auch zum Essen gehen schwierig wird.
Was sind eure Tipps an Leute, die darüber nachdenken, nach Zypern auszuwandern?
Daniel
Auf jeden Fall gut vorbereiten. Wir hatten gerade einen Freund, der sein Business hier auf Zypern weiterführen wollte, aber hier keine Lizenz dafür bekommen hat.
Es ist vieles einfacher hier, aber das bedeutet nicht, dass man einfach so alles bekommt.
Mir ist immer sehr wichtig, dass man weiß, dass man in einem anderen Land ist und die Sachen hier nicht so wie in Deutschland laufen.
Das wichtige ist, gerade wenn man jung ist, Sachen zu machen und auszuprobieren.
Tamara
Ganz wichtig einfach auf sich selbst zu hören und zu schauen, was man selbst möchte.
Die Menschen hier sind auch superfreundlich und offen. Also du musst dich hier nie allein durchboxen.
Gibt es etwas, was ihr anders machen würdet, wenn ihr noch einmal hierher auswandern würdet?
Daniel
Noch früher eine Tauchschule aufmachen! Das hätten wir schon früher wagen können.
Ansonsten sind wir sehr glücklich, wie alles gelaufen ist.
Ihr habt auch eine Umweltschutzorganisation gegründet. Was macht ihr da?
Daniel
Ja, wir haben zusammen mit Freunden Xenius gegründet. Das war, nachdem wir eine von uns bekannte Schildkröte tot in einem Geisternetz gefunden haben.
Unsere Mission ist es, Fischernetze und Angelleinen einzusammeln.
Das muss natürlich finanziert werden.
Wir haben schon seit längerem einen Online-Shop in der Schweiz mit nachhaltigen Produkten. Unsere Idee war es dann, mit dem Verkauf von nachhaltigen T-Shirts mit dem Logo von Xenius unser Projekt finanzieren.
Wir haben drei Säulen in diesem Projekt.
Das ist zuerst Geisternetze, Angelleinen, und Meeresmüll aus dem Meer zu bergen.
Das Zweite ist, eine Datenbank zu Meeresschildkröten zu führen, um zu sehen, wie sie beispielsweise auf den Tourismus reagieren.
Die dritte Säule ist die Wissensvermittlung, damit wir mit unserer Tauchschule über die Lage des Mittelmeeres und der Schildkröten aufklären.
Wir haben dafür einen Kurs entwickelt, den PADI übernommen hat. Der besteht aus einem Online-Kurs, wo man ein Diplom erwerben kann. Die Kosten dafür gehen zu 50 % an PADI und zu 50 % direkt ins Projekt.
Wenn man Taucher ist, kann man den zweiten Teil des Kurses noch belegen. Das ist dann ein Tag, mit einem von uns, oder einer Meeresbiologin auf Schildkrötensuche zu gehen und die Datenbank zu füttern. Dann hat man eine abgeschlossene Ausbildung zu Meeresschildkröten.
Wie wichtig war für euch die deutschsprachige Community hier auf Zypern?
Daniel
Für uns war sie bislang online sehr hilfreich. Wir haben aber auch darüber hinaus sehr schöne Freundschaften geknüpft. Es ist alles sehr unkompliziert, man hilft einander, also ist es für uns sehr wichtig.
Für wen wäre Zypern der richtige Ort, um auszuwandern?
Tamara
Wir haben gerade letztens gesagt: Zypern ist für alle, die aus Europa raus, aber dennoch in der EU bleiben wollen.
Man hat sehr viele Sonnentage, wunderschönes Wetter, das blaue Meer, und das klare Wasser. Also wir haben eigentlich jeden Tag dieses Urlaubsfeeling, wenn wir an die Küste kommen.
Dass man noch in der EU ist, gibt einem noch einmal eine andere Sicherheit, besonders auch im kulturellen Kontext.
Wir waren beide viel in der Welt unterwegs und haben an vielen Orten überlegt, wie es wäre dahin auszuwandern.
Aber wir haben gemerkt, dass die Ähnlichkeit der Kultur auf Zypern sehr angenehm ist, wenn man beispielsweise essen geht und eine Pizza oder Pasta essen will.
Daniel
Es ist eigentlich für jeden ideal, der aus der Schweiz oder aus Deutschland ausbrechen will und eine gute Life-Work-Balance besser im Einklang haben möchte.
Wo seht ihr euch in fünf oder zehn Jahren?
Daniel
Wir wollen auf jeden Fall die Tauchschule für umweltfreundliches Tauchen werden. Das heißt, dass wir bekannt werden für unsere Qualität und unseren Umweltschutz.
Wir wurden bereits als eine der besten 10 Tauchschulen auf Zypern ausgezeichnet, was uns sehr freut. Aber wir wollen auf jeden Fall noch bekannter werden und umweltfreundliches Tauchen mehr an die Menschen bringen.
Wir hoffen, dass alles so schön weitergeht und dass der eine oder andere es schafft bei uns persönlich vorbeizuschauen und zu sehen, wie unser Meeresprojekt läuft.