Ein weiteres Interview der Reihe „Zypern-Unternehmer-Portraits“. Diesmal ist Andreas Niederndörfer zu Gast bei Steffan in den Atiflair-Studios in Larnaka.
Andreas ist im Transportgewerbe tätig und hat auf Zypern eine Spedition gegründet.
Andreas gibt spannende Einblicke in sein Unternehmen und wie er sich auf Zypern eingefunden hat.
Erzähl noch ein bisschen etwas zu deinem Unternehmen.
Wir haben jetzt auf Zypern eine Spedition gegründet. Wir haben schon lange Erfahrung mit dem Transport nach Griechenland und haben jetzt der Horizont nach Zypern erweitert. Das ist eine Aufgabe, man hat viele Kilometer auf der Straße, dann natürlich eine große Strecke auf dem Containerschiff, die Auslieferung auf Zypern, die Zollabfertigung im Hafen, wetterbedingte Störungen, Streiks an den Häfen. Es ist also immer etwas zu tun und nicht immer einfach, aber dafür sind wir ja auch da.
Wie viele Umzüge habt ihr bisher nach Zypern gemacht, seitdem du hier bist?
Umzüge sind nicht unbedingt das Hauptfeld, welches wir machen. Wir bedienen hauptsächlich Industriekunden mit chemischer Ware, elektronischer Ware oder mit Dingen, die man im alltäglichen so braucht. Irgendwie muss die Ware auch auf die Insel kommen.
Wir haben aber auch schon jahrelange Erfahrung mit Umzügen nach Griechenland, also haben wir das auch für Zypern übernommen. Wichtig ist nur, dass die Ware gut verpackt auf einer Palette steht. Es ist ein langer Weg und es kann immer mal etwas passieren. Es hängt also auch an der Verpackungsqualität.
Dann haben wir alle Dokumente bereit, die man zur Einreise nach Zypern braucht, damit alles gut verläuft. Die werden dem Kunden vorab zugeschickt.
Ich habe bisher sehr gutes über dein Unternehmen gehört. Die, die mit dir Umzüge gemacht haben, waren sehr zufrieden, weil ihr auch individuelle Lösungen anbietet. Wie lange bist du Spediteur und Unternehmer?
Ich habe mit 15 angefangen Speditionskaufmann zu lernen, also ich habe schon ein paar Jahre Erfahrung in dieser Branche.
Ich habe mit meinem Partner 2008 eine Spedition in Österreich gegründet, mit Schwerpunkt Griechenland und Balkan. Zwei Jahre später haben wir dann eine Niederlassung in Griechenland gegründet, in der Nähe von Thessaloniki, mit einem Lager in Athen. So sind wir Schritt für Schritt Richtung Zypern gekommen, weil wir auch Kunden hatten, die auf Zypern die Waren benötigen. Früher hatten wir einen Partner, mit dem wir das über Limassol abgewickelt haben. Letztes Jahr haben wir dann entschieden, dass es immer besser ist, wenn man selbst vor Ort ist und die deutsche und österreichische Gründlichkeit und Mentalität genauso gewährleisten kann.
Wir haben nun unserem Stützpunkt in der Nähe von Limassol aufgeschlagen. Von dort agiere ich jetzt hier. Hier bin ich zuständig für diesen Bereich. Ich versuche da einfach unsere Qualität halten zu können.
Wie lange bist du jetzt schon auf Zypern?
Das erste Mal habe ich die Insel im März 2020 besucht, also kurz bevor Corona kam. Ich muss sagen, ich habe mich ab dem ersten Moment in diese Insel verliebt. Das Klima ist toll, die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Was waren für dich als Unternehmer die wichtigsten Standortvorteile?
Der Hauptgrund, weil es geschäftstechnisch notwendig war. Dann natürlich, dass man noch in der EU ist. Hier gilt also das gleiche Recht wie in Mitteleuropa, oder sollte zumindest. Die Rechtssicherheit, die gleiche Währung, und die Steuern sind ein interessanter Aspekt hier. Man spart wirklich gut Geld, was man in guter Lebensqualität gut investieren kann. Man bekommt hier für sein Geld auch ein bisschen mehr als in Mitteleuropa. 300 Tage Sonne im Jahr kommt dann noch gratis dazu.
Wie lange hat die Umsiedelung und Auswanderung für dich und dein Unternehmen gedauert?
Den Transport haben wir natürlich selbst übernommen. Das war in ein, zwei Wochen erledigt. Die bürokratischen Wege dauern hier ein bisschen länger. Da empfehle ich persönliche Beratung oder sich hier einen Kontakt zu suchen, der einem hilft. Das erspart einem sehr viel Geld und Mühe. Ich glaube das Schwierigste, was es hier bei der Ansiedelung gab, war das Eröffnen eines Bankkontos hier auf Zypern.
Das ist sehr schwer, wenn man das im Vorhinein machen möchte, wenn man noch keine Adresse vor Ort hat. Die Banken sind inzwischen sehr gut aufgestellt, der Bankensektor hat kein High-risk Status mehr in Europa. Sie nehmen die Sache sehr ernst, die Kontrolle ist auch viel höher als in Mitteleuropa. Es muss wirklich alles zu 100 % stimmen. Es ist keine Steueroase mehr.
Gab es für dich irgendwelche Sprachbarrieren als Unternehmer auf Zypern?
Ich habe schon viel Erfahrung mit Griechenland, deshalb kenne ich die griechische Mentalität. Ich kann selbst kein griechisch, man braucht aber auch kein griechisch auf der Insel. Englisch dagegen ist Pflicht. Ohne englisch kommt man nicht sehr weit.
In dem Raum Limassol wäre es auch noch vorteilhaft, wenn man ein bisschen Russisch kann. Also die Community der Russen ist da sehr groß. Aber man kommt mit Englisch überall wunderbar durch.
Was waren deine größten Hürden, die du als Unternehmer zu Beginn nehmen musstest?
Ich denke, das ist hier wie in jedem Land ziemlich gleich. Also selbst mit einem Unternehmen aus Mitteleuropa stehen einem hier nicht alle Türen offen und der Markt ist bereit für einen. Es gibt hier genauso gut aufgestellte Konkurrenz, es ist kein Entwicklungsland. Man muss schauen, dass man sich gut integriert, dass man gute Kontakte knüpft. Im südeuropäischen Bereich sind besonders geschäftliche Kontakte sehr wichtig. Wenn man Schritt für Schritt seine Qualitätsstandards halten kann und Mund-zu-Mund-Propaganda vorankommt, dann geht das schon. Aber man darf nicht erwarten, dass es innerhalb von zwei, drei Wochen voll losgeht.
Das ist aber auch das Spannende und das Gute hier, das Grundsätzliche „Siga-Siga“ heißt ja „schön langsam, aber es wird“. Es ist einfach wichtig entschleunigt zu leben und das ist auch der Grund, warum viele hier sind.
Gibt es etwas, was dir als Unternehmer fehlt?
Im Großen und Ganzen eigentlich nichts. Natürlich ist es in dem Bereich, in dem ich tätig bin, mit den Transporten nicht so flexibel, wie wenn ich in Mitteleuropa bin. In Österreich oder Deutschland ist man ja schnell überall. Hier ist man umgeben von Wasser. Deshalb sind die Transporte nicht so flexibel und auch teurer. Man hat einfach mehr Sachen mit einzupreisen. Aber grundsätzlich bekommt man hier alles, was man braucht. Es fehlt also an nichts.
Welche Tipps kannst du offline-Unternehmern mitgeben, die sich vorstellen können, nach Zypern auszuwandern?
Man muss sehen, dass man sich einigermaßen schnell integriert. Ich bin immer der Meinung, wenn man in einem neuen Land ist, soll man sich integrieren. Also mit den Zyprioten ins Gespräch kommen, die Gebräuche annehmen. Man soll nicht erwarten, dass es genauso ist wie in der Heimat. Sonst könnte man ja auch in Mitteleuropa bleiben.
Man einfach flexibel sein und sich anpassen können. Wenn es heute nicht ist, kann es Morgen sein. Also „Siga-siga“.
Was würdest du anders machen, wenn du noch einmal hier von vorne anfangen würdest?
Ich würde wahrscheinlich nicht den gleichen Standort wählen, den ich gerade habe. Ich bin in der Nähe von Limassol, weil ich mit meinem Unternehmen die Nähe zum Hafen gesucht habe.
Ich habe wahrscheinlich den gleichen Fehler gemacht, den alle machen, wenn sie auf eine Insel ziehen. Ich wollte die Nähe zum Strand. Wenn man das außerhalb der Stadt macht, ist das bestimmt eine tolle Sache. Wenn man das jetzt in einer Küstenstadt macht wie Limassol, dann ist die Küstenstraße eine laute Straße, eine sehr volle Straße. Vor allem in der Nacht erlebe ich zwischen 11 und 12 Uhr, dass die irgendwelche Rennen fahren und das ist einfach nur blöd und laut.
Also den Standort würde ich nicht unbedingt wählen. Ich schaue auch, dass ich noch etwas anderes ruhigeres finde.
Ansonsten sollte man sich gut vorbereiten, man sollte genau prüfen welche Dokumente man braucht. Deshalb würde ich auch empfehlen, einen Berater für diesen Prozess zu holen.
Das Thema Bankkonto solle man auch nicht unterschätzen.
Wie hilfreich war für dich die deutschsprachige Unternehmer-Community hier auf Zypern, sowie die Stammtische und Events, die von ihnen veranstaltet werden?
Einmal ein Kompliment an dich aussprechen. Das machst du wirklich toll und das Wissen viele Leute zu schätzen. Auch ich, ich freue mich jeden Monat auf die Stammtische in Tochni. Das ist ja auch ein sehr schöner Ort und eine sehr gute Taverne, mit sehr gutem Essen. Man trifft dort gleichgesinnte Leute und kann mal wieder Deutsch sprechen. In Limassol spreche ich eigentlich nur englisch und ein paar Brocken russisch.
Die Leute, die man dort trifft, sind welche, die eine Firma hier gegründet haben oder mit einer Firma hier ausgewandert sind aus den unterschiedlichsten Branchen. Es sind interessante Leute und man führt interessante Gespräche. Nicht selten, dass man dann bis zur Sperrstunde bleibt.
Es ist mir gar nicht einmal wichtig dorthin zu gehen, um neue Kunden zu akquirieren. Einfach der Austausch, das ist sehr wichtig.
Es kommen wirklich sehr viele interessante Unternehmer, die hier nach Zypern ausgewandert sind. Das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Wem würdest du eine Auswanderung nach Zypern empfehlen?
Viele, die Richtung Zypern auswandern sind im online-Business tätig. Besonders zu Corona ist Homeoffice Standard geworden. Da ist natürlich am schönsten, wenn man sich mit seinem Laptop in die Nähe vom Strand setzen kann.
Für ein offline-Business ist es dann natürlich ein ganz anderer Hut. Man konkurriert mit den lokalen Unternehmen, die hier alt eingesessen sind. Die haben dann Jahrzehnte gute Kontakte und da muss man dann schon etwas Besonderes bieten, damit man sich auf dem Markt hervorhebt und zurechtkommt.
Was wäre dieses Besondere aus deiner Sicht?
Das was es in Zypern in dieser Form noch nicht standardmäßig gibt. Vielleicht richtig gute Qualität im Handwerkssektor. Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Ich würde einfach sagen, man soll es versuchen. Die meisten Ideen scheitern nicht an den Ideen, sondern dass man den ersten Schritt wagt. Und Zypern bedeutet kein großes Risiko. Wenn man es versucht und man scheitert, dann geht man halt wieder zurück. Die Flieger gehen jeden Tag, ich sag mal man soll es einfach versuchen.
Was treibt dich an, was ist dein Warum?
Das ist fast schon eine philosophische Frage. Ich will natürlich etwas erreichen, ich möchte etwas aus meinem Leben machen. Deswegen bis ich auch Unternehmer geworden, weil ich möchte genau nach meinem Sinne arbeiten können. Also ich brauch keinen fix vorgegebenen Regeln, sondern ich weiß, um was es geht. Ich weiß, wenn man sich nicht bemüht, dass man dann nicht viel zurückbekommt. Das ist überall so, auch auf einer sonnigen Insel so. Man kann nicht erwarten, dass man mit 8 Stunden Strand am Tag sein Geschäft macht. Also man muss fleißig sein und aus seinem Bett raus.
Aber das ist hier ein Vorteil, weil wir hier eine Stunde vorne sind, wenn man Kunden aus Mitteleuropa hat. Die eine Stunde mehr Zeit in der Früh, die schätze ich sehr.
Wo siehst du dich und dein Unternehmen in fünf Jahren?
Ich bin kein Freund von gewissen Zahlen, dass ich sage, ich mache mir einen Jahresplan und ich möchte in fünf Jahren die doppelte Größe erreichen. Denn man ist immer Marktabhängig. Es gibt einfach so viele Einflüsse, die man nicht beeinflussen kann, deshalb muss man da immer flexibel bleiben. Ich wäre schon zufrieden, wenn wir ein kleines Wachstum haben. Aber am wichtigsten ist mir, dass wir einfach die Qualität halten, die wir haben. Ich möchte in keinen Volumenbereich gehen, wo ich noch viele zusätzliche Mitarbeiter einstellen muss. Denn die Mentalität ist etwas, auf das man sich einstellen muss. Ich sage lieber klein und fein als groß und ich mach alles. Denn viel mehr Umsatz bedeutet viel mehr Arbeit und viel mehr Probleme und mehr Verantwortung. Wenn man das ein bisschen im kleinen Bereich hält, kann man das gut abdecken, kann die Qualität sichern und kann am Ende des Tages sagen: Ich bin zufrieden mit meiner Leistung.
Du hast das letzte Wort an die Leser, wenn du noch etwas an sie richten möchtest.
Ich kann nur sagen heute haben wir den 15. Februar, ich bin mit T-Shirt gekommen. Also es ist etwas ganz Anderes, wenn die Sonne jeden Tag scheint. Man hat ein anderes Gemüt, man ist besser drauf. Das sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Auch die Lebensqualität, die man hier hat und die Lebenszeit, die man hier verbringt, ist einfach viel mehr wert. Man kann das gar nicht in Zahlen beschränken. Das Leben an sich hat hier einfach mehr Qualität.